
Die Corona-Krise und ihr Einfluss auf den Einkauf
Welche Auswirkungen hatte die Corona-Krise auf deutsche Einkaufsorganisationen, welche Gegen-Maßnahmen wurden ergriffen? – Eine Ergebnissicherung der Bachelorarbeit von R. Schiermoch
„Welche konkreten Auswirkungen hatte die Corona-Krise auf die Einkaufsorganisationen von deutschen Unternehmen und welche Maßnahmen entwickelten die Einkaufsorganisationen, um die Versorgung des Unternehmens zu gewährleisten bzw. welche Abwehrmaßnahmen wurden ergriffen?“ Dieser Frage widmete sich Raphael Schiermoch im Zuge seiner Bachelor-Arbeit im Bereich Supply Chain Management und Beschaffungslogistik.
„Gerade durch globale Krisen, wie die Corona-Pandemie, werden Strategien überdacht und neue Trends entwickelt“, so Raphael in seiner Arbeit. Motiviert, die Krise im Einkauf stichhaltig auszuwerten, setzt er seinen Schwerpunkt der Arbeit auf die Resilienz von Lieferketten während der Corona-Pandemie. Denn er ist davon überzeugt, dass solche Ereignisse viele Unternehmen veranlassen, „die bisher entwickelten und angewendeten Sourcing Konzepte zu überdenken und zu erneuen“.
In seiner Online-Umfrage Ende 2020 konnte er insgesamt 63 Unternehmen einbeziehen, die ihm in seinem Fragebogen sozusagen „Rede und Antwort“ standen. Befragt wurden Mitarbeiter*innen und Führungskräfte im Bereich Einkauf aus allen Branchen und Unternehmensgrößen. Die Auswertung seiner Umfrage nutze er, um eine Check-Liste mit Handlungsempfehlungen zu entwickeln (siehe unten).
Das Ergebnis: Unternehmen legen ihre Maßnahmen in dieser Pandemie stark auf die Resilienz ihrer Lieferketten aus. Außerdem mussten Unternehmen durch die Pandemie ihr Risiko-Management neu überdenken. Die zumeist ergriffenen Maßnahmen sind in der ersten Spalte zu sehen, welche auch den größten Erfolg hervorriefen. Denn so konnten sie den, durch die Pandemie verursachten, stärksten Herausforderungen entgegenwirken: Lieferverzögerungen und -engpässen. Sofortmaßnahmen mit rascher Wirkung fanden hier also Priorität im Einkauf.
„Welche konkreten Auswirkungen hatte die Corona-Krise auf die Einkaufsorganisationen?“
Besonders betroffen von den Corona-Maßnahmen waren die Beschaffungsmärkte der Eurozone (49 Unternehmen), Chinas (35 Unternehmen) und des Pazifiks/Asiens (19 Unternehmen).
Die befragten Unternehmen identifizierten zu 67% Lieferverzögerungen als Hauptproblem, verursacht durch die Auswirkungen des Virus. Darauf folgte die Einschränkung der Produktion aufgrund von Lieferengpässen (33%) und die starke Einschränkung der Transportkapazitäten der Lieferanten (26%). Nur 6% gaben an keine Auswirkungen verspürt zu haben.
„Welche Maßnahmen ergriff der Einkauf?“
Nach Auswertung der Umfrage, arbeitete Raphael eine Tabelle heraus, die in drei Kategorien Maßnahmen darstellt, welche in absteigender Gewichtung mit den entsprechenden Effekten von den befragten Unternehmen ergriffen wurden:

Anmerkung: Angaben können je nach Unternehmensprofil (Größe, Umsatz, Mitarbeiter*innen) variieren, diese Tabelle verschafft nur einen groben gemittelten Überblick
Legende zur Tabelle:
positive (+) und negative (-) Effekte
+++/- - - : 66-100% konnten einen positiven/negativen Effekt erwirken
++ / - -: 33-66% konnten einen positiven/negativen Effekt erwirken
+/ - : 0-33% konnten einen positiven/negativen Effekt erwirken
Daraus schließt Raphael seine Handlungsempfehlungen für Unternehmen in globalen Krisen, mit dem Hinweis, dass auch hier die individuelle Situation ausschlaggebend für die ergriffenen Maßnahmen sein sollte (Checkliste siehe unten).
Um mit Raphaels Worten abzuschließen: „Die Corona-Krise kann somit als Chance für die Unternehmen gesehen werden, ihre derzeitigen Beschaffungspraktiken zu überdenken, umzustrukturieren und sich für die Zukunft krisensicher(er) aufzustellen.“

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Zusatz:
Die (meisten) Rückmeldungen beziehen sich auf die Branchen Anlagen- & Maschinenbau (12), Automobil- & Fahrzeugbau (8) und Handel- & Konsumgüter (12). Zusätzlich erhielt er aber auch Antworten aus den Bereichen Chemie (3), Energie- & Umweltwirtschaft (5) oder Bauwirtschaft (3), Dienstleistungen (4), Sonstige Branchen (6). Unter den Umfrageteilnehmer*innen befanden sich 17 KMU (Klein- und Mittelständische Unternehmen) und 46 Großunternehmen. (Benutzerleitfaden zur Definition von KMU der Europäischen Kommission: http://publications.europa.eu/resource/cellar/79c0ce87-f4dc-11e6-8a35-01aa75ed71a1.0004.01/DOC_1)

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